Tschüss IBM, hallo Halle

September 23, 2014

Der Festkörperphysiker Stuart Parkin geht aus Stanford in den USA an die Universität Halle/Wittenberg und das Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik in Halle.

Dank der Forschung des Briten sei die Speicherkapazität magnetischer Festplatten um ein Tausendfaches erhöht worden, hieß es im April 2014 von der Technikakademie Finnlands, die ihm den "Millennium-Technologiepreis 2014" verliehen hatte. Das Speichern von enormen Datenmengen habe wiederum die Entwicklung von großen Rechenzentren, Cloud-Diensten und sozialen Netzwerken ermöglicht. 

"Dass wir heute Filme übers Internet empfangen, soziale Medien nutzen und Internetrecherchen durchführen können, haben wir in der Cloud arbeitenden magnetischen Festplatten zu verdanken, auf denen all diese Informationen gespeichert sind", so die Akademie. Parkin sei unter anderem führend im Bereich der Spintronik, die zur Datenspeicherung nicht die elektrische Ladung nutze, sondern den Drehsinn (Spin) der Elektronen. Ein Mitglied des Auswahlkomitees erklärte: "Prof. Parkins Leistungen haben einen wesentlichen Beitrag zur "Big Data"-Revolution geleistet und den Zugang zu Informationen erheblich verändert." 

"Brain drain" diesmal in Richtung Deutschland

Ihn lockt die Humboldt-Professur weg von seiner Stelle bei IBM. "Mit den Humboldt-Professuren haben wir ein exzellentes Instrument entwickelt, um mehr internationale Spitzenforscher für Deutschland zu gewinnen", sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU). Es geht auch um ein Gegensteuern, denn bisher wird für Deutschland eher ein "braindrain" beklagt - das Abwandern vielversprechender Wissenschaftler ins Ausland, weil dort oftmals bessere Konditionen und mehr Geld für die Forschung winken. Die Humboldt-Professur ist aber nicht an die Nationalität gebunden. Sie kann auch deutsche Forscher aus dem Ausland zurückholen.

Spannend bleibt immer, ob sie dem Ruf auch folgen, denn nicht jeder Spitzenforscher lässt sich auf diese Weise anwerben. Ursprünglich wurden zehn Forscher für eine Humboldt-Professur ausgewählt. Den endgültigen Berufungen der Humboldt-Professoren gehen oft lange Verhandlungen voraus. Scheitern diese Berufungsverhandlungen, wird auch kein Preis verliehen. Das war für 2014 bei drei Forschern der Fall. Bei einem weiteren wurde die Förderung ausgesetzt, weil nach der Nominierung Vorwürfe gegen ihn laut wurden - er soll wissenschaftliche Daten manipuliert haben. 

Sechs Wissenschaftler folgten dem Humboldt-Ruf

Zwei Forscherinnen und vier Wissenschaftler haben das Angebot schließlich angenommen. Anders als beim Nobelpreis können sie über ihre Millionen aber nicht frei verfügen, sondern müssen sie fünf Jahre lang in Forschung investieren. Dafür bleibt dann aber großer Spielraum - von technischer Ausstattung bis zum Aufbau eines Teams. Maximal 180.000 Euro des Preisgeldes darf sich ein Humboldt-Professor selbst als Jahresgehalt auszahlen. 

Stefanie Engel, bisher Professorin für Umweltökonomie an der Technischen Hochschule in Zürich, lehrt nun an der Universität Osnabrück. Die französische Molekularbiologin Emmanuelle Charpentier nimmt nach einer Zwischenstation in Schweden eine Professur an der Medizinischen Hochschule Hannover an und arbeitet auch für das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung Braunschweig. 

Jairo Sinova ist ein renommierter US-Forscher im Bereich der theoretischen Physik und wechselt aus Texas an die Universität Mainz. Der Nachrichtentechniker Giuseppe Caire, gebürtiger Italiener, verlässt Los Angeles für eine Professur an der Technischen Universität Berlin und arbeitet künftig auch für das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut. Und der japanische Festkörperforscher Hidenori Takagi wechselt aus Tokio an die Universität Stuttgart und das Max-Planck-Institut für Festkörperforschung.  Humboldt-Professuren Forscher wieder nach Deutschland geholt Sieben Forscher kehren nach Deutschland zurück: Ihre Stellen - Alexander-von-Humboldt-Professuren -, sind mit fünf Millionen Euro dotiert. | Text © 3sat.de

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